Montag, 27. Juli 2009

Los primeros días en Bogotá

Seit Freitag bin ich jetzt schon hier… Mittlerweile hab ich schon das ein oder andere gesehen, erlebt, kennen gelernt.
Am Freitagabend gab’s gleich das erste Bier, hier in Bogotá heisst es pola und schmeckt gar nicht so schlecht, klar, dem deutschen Bier kann es nicht das Wasser reichen, aber La pola aguanta! wie man hier sagt, einer der ersten Saetze, die ich hier gelernt habe...
Ein erster Spaziergang durch das Viertel, in dem ich die naechsten Monate leben werde, verschlaegt mir schon ein wenig die Sprache. Es ist zwar schon dunkel, abends um halb sieben, aber mit Luz (uebersetzt Licht) an meiner Seite ist es kein Problem auch als Frau durch die Strassen zu ziehen, zumindest in diesem Viertel. Dafuer liegt es weit im Norden, etwa eine Stunde Fahrt mit dem Transmilenio entfernt vom Zentrum und meiner Uni. Nicht gerade ein reiches Viertel, aber viele Menschen, die auf den Strassen rumlaufen, jawohl, AUF den Strassen... Genauso wie unangeleinte Hunde, die sich fetzen, Huehner, die aufgeregt umherjagen, Radfahrer ohne Klingel, dafuer mit Helm, Verkaeufer, die lautstark (meist ueber Mikro) ihre Ware anpreisen, winzige Geschaefte aneinander gedraengt, in denen man die seltsamsten Fruechte kaufen kann, Musik von ueberall her, nicht zu laut, gerade angenehm und man verspuert fast sofort das Beduerfnis zu tanzen. Die Luft ist geschwaengert von fremden Geruechen, einem Kuddelmuddel aus unterschiedlichsten Dialekten, rythmischen Klaengen und einer Lebensfreude, die sich so nicht beschreiben laesst. Und das, obwohl solch eine Strasse in Deutschland unvorstellbar waere. Schlagloecher, da wo sie geteert ist, ansonsten fuehlt man sich eher wie auf einer Baustelle, Erdhuegel an Erdhuegel, man muss bei jedem Schritt aufpassen nicht in ein Loch oder in eine riesige Pfuetze zu treten. Die Haeuser wuerde man wo anders wahrscheinlich als Barracken beschreiben, hier ist es ganz normal, sie unverkleidet stehen zu lassen, aber es gibt auch Neubauten, die nicht wirklich ins Bild passen. Das erste typische kolumbianische Essen an meinem ersten Abend ist arepa, eine Art Maisfladen, gegrillt, aber es gibt ihn auch in tausend anderen Varianten. Y es muy rico! Die erste fremde Frucht, die ich esse, ist eine granadilla, suess-saeuerlich, sehr lecker. Dann geht´s ab ins grosse Santafé, eine riesige Einkaufsmall, wie sie es auch in Deutschland immer haeufiger gibt, auf dem Weg dahin ueberqueren wir dreispurige Strassen einfach so, Ampeln sind hier Mangelware, es wird gehupt, geschrien, aber wenn man Acht gibt, dann kommt man auch heile auf der anderen Strassenseite an. (Die Taxis sehen hier uebrigens aus wie kleine gelbe Knutschlugeln.) Ein paar Grundnahrungsmittel einkaufen und dann zurueck ins neue traute Heim. Eine weitere Mitbewohnerin kennenlernen, studierte Opernsaengerin, die bis dahin nicht wusste, dass ich des Spanisch maechtig bin, viele Fragen, viele ueberraschende Antworten, wie zum Beispiel, dass es in Deutschland ueblich ist fertigen Saft zu kaufen und ihn nicht selbst zu machen...
Die erste Nacht war angenehm, es ist recht ruhig in dieser Wohngegend, muede bin ich auch nach einer langen, langen Reise und den ersten Eindruecken, schlafe tief und fest in meinem neuen kleinen Zimmer von 6m2, und doch ist es das groesste der Wohnung, es ist gruen, die Kolumbianer lieben Farben, das habe ich spaetestens am zweiten Tag verstanden.
Der naechste Tag beginnt mit Vollkorn-Toast, wobei ich das Vollkorn eher suchen muss, im Waffeleisen getoasten mit Kaese. Der Kaese hier ist hell, hat nicht sonderlich viel Geschmack, ist jedoch essbar, vor allem nennt sich hier jeder zweite Kaese Mozarella, sieht aber nicht aus, wie das, was man in Deutschland darunter versteht. Egal, dazu gibt´s Eier, also ein recht europaeisches Fruehstueck. Dann geht´s auf zur Bushaltestelle, die mit einer gelben Linie am Bordstein markiert ist, auf dem Weg ein angenehmer Singsang an Gespraechen, unterbrochen von Lautsprecheransagen aus - man koennte sie als Autos bezeichnen – Wagen, deren Kofferraum geoeffnet und voll von gerupften Huehnern ist, Menschen in knallbunten Kostuemen, die Eis und Suesses verkaufen. Bis der Bus kommt, Menschen die einem helfen, sich mit einem unterhalten, obwohl sie mich nicht kennen. Die Fahrt geht eng an eng durch halb Bogotá, einmal umsteigen am Portal de Norte und dann bis zur Endstation, meine neue Uni sehen, allerdings nur von aussen, da ich noch keinen Ausweis und somit keine Befugnis habe, das Gelaende zu betreten, ziemlich imposant, viel gruen, grosse Neubauten, in einer Woche weiss ich mehr. Dann ab durchs Zentrum, Palmen, Baustellen, Menschen, die Smaragde in weissem Papier verkaufen, winzige Staende, an denen man guenstige Handygespraeche erwerben kann (nicht jeder hat ein Handy oder kann es sich leisten von seinem Handy aus zu telefonieren), ueberall Leben, Leben, Leben. Me gusta muchísimo.
Ein Mittagessen in einem kleinen vegetarischen Restaurant, mit deren Inhaberin, eine aeltere Dame von der Kueste, wir uns unterhalten, damit ich die Dialekte kennenlerne, Saft von einer Frucht, die sich hier mura nennt, muy rico... Dann weiter durch die bunten Strassen, ueber einen Flohmarkt, auf dem ich mein erstes kolumbianisches Buch kaufe, Strassen hoch und runter, Musiker, die mit Verstaerker und Mikrofon die Gegend beschallen, ein paar coole Jungs, die sich im Breakdance versuchen und wieder Farben, Gerueche, Impressionen, die die Stadt lebendig machen.
Dann treffen wir Diego, Luz´ Bruder, der uns El Chorro zeigt, ein eher alternatives Viertel, mit engen Strassen, die voll von Menschen sind, Rockmusik und vielen Kolumbianern, die T-Shirts von Metallica, Korn, usw. tragen. Die Haeuser sind klein, tuerkis, sonnengelb, grasgruen, feuerrot, Bar an Bar, in denen man mit vielleicht zwanzig Menschen Platz findet. Ein pola zum Ausruhen und dann weiter ins Regierungsviertel, und ueberall, wo man sich bewegt, Polizei, nicht einschuechternd, sondern nett und freundlich, trotzdem Schlagstock und Waffe bereit zum Handeln. Den Plaza de Simon Bolívar, an dem die wichtigsten Institutionen des Landes vertreten sind, in eine der groessten Kirchen, die sehr hell und einladend ist, man darf sich dort bewegen, obwohl eine Messe abgehalten wird. Wieder zurueck ins Zentrum, einen cafe tinto, eine groessere Variante des Espresso, trinken und weiter, sich berauschen lassen, der ganze Verkehr, Menschen, Kuenstler an jeder Ecke, Meerschweinchenrennen, Salsa, bunte Lichter und dann hoch auf den hoechsten Turm Kolumbiens, mit 48 Stockwerken und oben auf der Plattform erschlagen werden vom dem Lichtermeer, von der Groesse der Stadt, weit in der Ferne faengt es an zu flimmern, und eine Ruhe, unbeschreiblich schoen...
Der Sonntag beginnt mit einem unbekannten Gericht, tamal, auch aus Mais hergestellt, in Bananenblaettern gekocht, dazu Orangen, die wirklich nach Orangen schmecken und orangefarben sind. Dann machen wir uns auf, mit dem Fahrrad, eine grosse Tour, erst Richtung Norden, wo wir an einem Stand arepa campesino und chicha zu uns nehmen, eine der vielen Varianten der Maisfladen mit vergorenem Maissaft, ein paar kurze Gespraeche mit Kolumbianern, und dann weiter, diesmal Richtung Sueden, es sind unglaublich viele Menschen unterwegs, auf dem Rad, zu Fuss, viele Familien, Laeuferm die fuer den anstehenden Halbmarathon trainieren, und dann runter vom Radweg auf eine vierspurige Strasse. Viele der grossen Strassen sind sonntags bis zum Nachmittag fuer Autos gesperrt, und nur fuer Radfahrer, Laeufer, Spaziergaenger geoeffnet. Wir stellen unsere Raeder im Parkhaus eines grossen Einkaufszentrum ab, die werden registriert, wir schlendern durch die Geschaefte, erholen uns ein wenig und machen uns wieder auf den Rueckweg, das Wetter spielt nicht wirklich mit, es regnet ein wenig, aber das kann uns nichts anhaben. Nach einem ruhigen Spaetnachmittag zu Hause lerne ich die ersten Schritte Salsa und Meringue, trinke selbstgemachten Saft von lulo, recht sauer, aber viel besser als das, was man in Deutschland kennt. Wir machen uns zu dritt auf, um abends noch ein Eis im Santafé zu essen und uns mit Aurelio, einem Freund und Perfumverkaeufer, zu treffen. Ein sehr netter Mensch, mit dem ich mich wohl des Oefteren treffen werde. Wir reden viel, ich verstehe das meiste, und langsam wird es besser mit dem Sprechen...
Heute bin ich den ersten Tag alleine, habe ein wenig Zeit fuer mich, traue mich aber noch nicht wirklich ans Telefon zu gehen, das ab und an klingelt, schreibe viel, geniesse die Ruhe und komme langsam Stueck fuer Stueck an...

5 Kommentare:

  1. WOW... mehr mag ich gar nicht sagen, freue mich schon auf den nächsten bericht :-))
    liebe grüße!

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  2. Atemberaubend!!
    Ich freue mich, dass du so tolle Eindrücke sammeln darfst!!
    Ich wünsche dir weiterhin viel Lebensfreude und wundervolle Erfahrungen aus der anderen Welt!!
    Muchísimos saludos de Colonia!
    Kim

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  3. Alta Con ;)
    Das klingt nach ner Menge Eindrücken und vielen Abenteuern die erlebt werden wollen, und so sehr nach Lateinamerika!;)
    Lso ersteinmal... MUCHA SUERTE!!!
    schmatzi krissi

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  4. Ich will auch nach Kolumbien
    Liebste Grüße aus Berlin
    Knutschi
    Freddy

    und wenn du wieder da bist will ich mit dir kolumbianisch Salsa tanzen! ;-)

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  5. Hola Constanza ;-)

    du erlebst ja wirklich aufregende Dinge und alle ganz verschieden. Aber das Beste ist, die Eindruecke, die du sammelst, kommen mir bekannt vor. In Mexiko ging es mir genauso, deswegen kann ich dir versprechen, dass du Kolumbien lieben wirst!!

    Ganz dicker Kuss!!

    Ilka

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