Sonntag, 4. Oktober 2009

Una buena aventura en Buenaventura

Abenteuerliches



Pläne machen ist ja eigentlich nicht schwer, allerdings, wenn es einem schwer fällt Entscheidungen zu treffen oder wenn eben die Pläne, die man schon vor langer Zeit gefasst hat, durchkreuzt werden, dann können sich durchaus Schwierigkeiten ergeben.
Die Hälfte des Semesters ist um, und hier gibt es die wunderbare Erfindung der semana de receso, eine vorlesungsfreie Woche, die man wunderbar zum Reisen nutzen kann. Der Plan sah so aus: Das Wochenende in Rio Claro, etwa fünf Stunden von Bogotá entfernt, verbringen, mit nem Freund, Klettern, Rafting, Kanu, und nichts als Natur, um danach Medellín zu besuchen, ein paar deutsche Freunde treffen und dann noch eine Woche dranhängen und mit ein paar kolumbianischen Freundinnen nach Bucaramanga in einer Finca ausspannen.
Denkste. Alles leichter als das. Donnerstagabend: Absage für Rio Claro. Sonntag: Absage für Übernachtungsmöglichkeit in Medellín. Montag: Verschieben des Termins für Bucaramanga. Da sitzte dann. Und was machste? Nüscht, außer sich den Kopf zerbrechen, fast jeder meiner Mitstudenten hat ein Flugticket oder einen ausgefeilten Plan.
Also das Wochenende in Bogotá verbracht. Und was für eines. Eine sehr gute Freundin verabschieden und zwar fast das gesamte Wochenende. Viel schlafen, viel reden, gemeinsam kochen und gemeinsam beim Film schauen wegdösen, durch die Straßen ziehen, unglaublich viel Geld beim Arzt lassen für einen fünfminütigen Besuch (nicht ich, sondern sie), die besten Tortillas meines Lebens serviert bekommen (selbst gemacht versteht sich), noch mehr Gespräche, Abschiedstränen, sich ein letztes Mal umdrehen, winken und sich auf ein Wiedersehen in Barcelona freuen.
Und dann sitzte wieder da, Sonntag, Spätnachmittag. Hast dir in den Kopf gesetzt nach Medellín zu fahren, aber alleine? Und eine ganze Woche für eine Städtereise. Medellín ist ja nicht gerade Hong Kong. Hin und her springen die Gedanken. Einfach ganz allein in Bogotá durch die Straßen ziehen? Sich irgendeiner Gruppe anschließen (obwohl sich die meisten natürlich schon am Freitag auf den Weg gemacht haben)? Oder einfach gar nichts machen. Schlafen. Und in einer Woche wieder pünktlich zu den Vorlesungen aufwachen.
Aber ich hab so sehr auf diese freie Woche hingefiebert, die kann ich ja nicht einfach nur zum Faulenzen nutzen. Also entscheide ich mich dazu am Montag mit meinen Mitbewohnern mitzufahren. Auf in Richtung der gefährlichsten Stadt Kolumbiens: Buenaventura (wortwörtlich übersetzt: „schönes Abenteuer“). Das behaupten zumindest die Artikel, die ich bei der Recherche gefunden habe. Allerdings alle von vor zwei Jahren, in so einer großen Zeitspanne kann natürlich viel passiert sein, muss aber nicht. Sämtliche Reiseführer, die wir gewälzt haben, raten eher von einer Reise nach Buenaventura ab. Und so langsam verspüren wir ein etwas unschönes Gefühl in der Magengegend, aber es wird nicht gekniffen, der Plan ist gefasst und wird nicht mehr losgelassen. Und es haben schon andere vor uns überlebt, außerdem werden wir uns mit ein paar anderen Freunden dort treffen.
Eine Woche ohne Internet und auch ohne Handy. Packen, für die Pazifikküste. Schwierig, wenn man nicht wirklich weiß, was einen da so erwartet. Feuchtigkeit, Sonne, Mücken, Meer, Strand. Abenteuer eben. Der Montag vergeht wie im Flug, die Zeit rast, meine Sachen sind gepackt, Angie und Ronan sind da eher gelassener. Der Bus fährt um sieben. Um sechs das vorläufig letzte (Abend)mahl, ein letzter kurzer Spaziergang, Luft schnappen, tief einatmen, vielleicht ist es das letzte Mal für uns, die wunderbare bogotanische Luft… Ein Abschied von einem guten Freund, Taxi heranwinken und bangen den einzigen Bus wirklich zu erwischen. Und dann haben wir’s auch schon: Stau, klar, um die Tageszeit ist das auch kein Wunder. Der Taxifahrer gibt sein bestes und wir sind Punkt sieben am Terminal. Wir verursachen ein bisschen Wirbel und handeln den Preis für die Busfahrt runter, 30,000 COP für zwölf Stunden Busfahrt. Die beginnt allerdings erst um halb acht. Eine Nacht im Reisebus, erst kolumbianische Musikvideos, in denen viele halbnackte Frauen ihr Hinterteil zu heißen Rhythmen schwenken, dann ein äußerst brutaler Film („The Condemned“), die Klimaanlage wird abwechselnd voll aufgedreht und dann wieder komplett abgeschaltet, die Straßen sind eher schlecht als recht und sehr kurvig, gut, dass es dunkel ist, und man weder die Überholmanöver, noch die tiefen Abgründe in ihrer Vollkommenheit wahrnehmen kann. Ein kurzer Zwischenstopp in Ibague, Fahrerwechsel und weiter geht die bunte Fahrt.
Morgens um halb acht werden wir beim Aussteigen von einer Hitze erschlagen, der erste Eindruck: Wir fallen auf, so hellhäutig wie wir sind. Und die Reiserucksäcke sind auch nicht gerade förderlich. Aber erstmal Frühstück und dann weitersehen. Rührei, Brot und Kaffee verscheucht den Schlaf aus unseren Augen, und mit einem Mal liegt Buenaventura in seiner ganzen Pracht vor uns: eine Hafenstadt, recht grau, ärmlich und doch gibt es hier und da schöne Ecken. Und doch wollen wir nicht bleiben. Und machen uns mit dem Van auf nach Córdoba, nein, nicht in Spanien, sondern nur ein kleines Dorf, von dem aus es weitergeht nach San Cipriano, ein noch kleineres Dörfchen, das mitten im Urwald liegt und nur mit einem mototren erreicht werden kann.



Es gibt Schienen, also wohl auch einen Zug, aber nicht sehr häufig, also verhandeln wir und wir erleben eine einzigartige Reise, eine Holzplatte mit draufgenagelter Bank, Rollen für die Schienen und ein Motorrad, das Vorderrad auf der Holzplatte, das Hinterrad dient als Antrieb auf den Schienen. Abenteuerlich.


Die Sonne knallt auf uns herab, der Fahrtwind kühlt uns ein wenig, hinein ins Grün, sowieso ist hier vieles einfach nur grün. Abgesehen vom Himmel, der ist blau, oft auch grau. Ein Fußmarsch von etwa einer Viertel Stunde und dann sind wir da, abgeschieden, im Nirgendwo, und werden auch schon erwartet. Kurze Verschnaufpause, dann geht’s entlang des Weges, hinein in den Urwald, ein Fluss, in dem wir baden, Natur pur, endlich nach so langer Zeit in der Großstadt. Es tut gut den Kopf unter Wasser zu tauchen, die Strömung zu spüren, sich treiben lassen im klaren und doch nicht zu kalten Nass. Ein Handtuch ist überflüssig, bei der Wärme trocknet alles ganz schnell von alleine, bis zu einem gewissen Grad, denn die Luftfeuchtigkeit ist deutlich höher.


Zum Mittagessen gibt es Fisch in einer kleinen Holzhütte, kleine nackte dunkelhäutige Kinder, die sich neugierig um uns scharen, und Hunde, auf jeder unserer Touren haben wir vierbeinige Begleiter, die meisten von ihnen jedoch abgemagert und hässlich. Und dann schüttet es auch schon wie aus Kübeln. An der Temperatur ändert sich jedoch nichts. Gegen Nachmittag ordern wir erneut ein mototren und es geht zurück, diesmal mit sechs Passagieren an Bord, kuschelig, etwas wacklig und doch kommen wir heile an, zurück nach Buenaventura, um dort ein weiteres Transportmittel zu nehmen, ein Boot. Für zwanzig Personen ist Platz und hinauf aufs Meer, Juanchaco ist unser Ziel. Eine kleine Insel im Pazifik. Es ist Ewigkeiten her, dass ich nicht mehr am Meer war. Das Salzwasser auf den Lippen spüren, die klare Luft einatmen, und wie von selbst zaubert sich ein großes Strahlen in mein Gesicht, Wasser, mein Element. Meer, nichts braucht es mehr. Nicht für mich.



Nach einer Stunde haben wir wieder mehr oder weniger festen Boden unter den Füßen, Sand, dunkler Sand, überall, wir werden abgefangen von Jimmy, der uns das Dorf zeigt und uns bei der Suche nach einer Unterkunft hilft. Die Fahrt geht mit dem Traktor und Anhänger ins nächste Dorf. Es springen eben noch schnell ein paar Einheimische auf, samt Kühlschrank versteht sich. Jeeps und Motorräder überholen uns hupend. Die einzigen Verkehrsmittel, die wir in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht genutzt haben, sind wohl ein Flugzeug und ein Zug (aber den gibt es hier in Kolumbien auch nicht wirklich).
Wir verhandeln erneut für unseren Schlafplatz, Hotel Patty, der Inhaber ein uriger Typ, nicht sonderlich sympathisch, aber wir haben eine Bleibe, ich teile mir mit drei Männern einen Schlafraum, das Bad, nun ja, fallen lassen will man nichts, der Rest dafür ist sauber, einigermaßen, und es gibt Hängematten, und ein Blechdach, auf dem Abend für Abend der Regen eine wunderschöne Melodie komponiert. Wir essen zu Abend; Fisch natürlich, trinken Bier und lassen uns vom Regen in den Schlaf wiegen.
Am nächsten Morgen wartet Jimmy auf uns, eine Tour durch den Mangrovenwald steht an. Der Weg dorthin führt uns vorbei an kleinen Hütten, Strom gibt es hier fast überall, denn sonst könnte man sich die vielen Fernseher hier wohl kaum erklären und leider auch viel Müll, durch den Regen sind die Wege aufgeweicht und die Feuchtigkeit lässt uns schwitzen, es ist wunderbar warm, alles ist grün und auch langsam aber sicher lugt die Sonne hinter der Wolkenwand hervor.

Ein Boot erlaubt uns den Zutritt zu einem ungeahnten Paradies, riesengroße blaue Schmetterlinge, Mangroven die ihre Wurzeln in die Tiefen des Flusses bohren, nur die Kerle, die das Boot beinahe zum Kentern bringen trüben meine Freude (aus Angst um meine Kamera versteht sich).

Wir genießen die Abgeschiedenheit, die innere Ruhe, die sich breit macht und erreichen unser Ziel, ein natürliches Schwimmbecken, ein kleiner Wasserfall, ein Süßwasserbecken, in das wir eintauchen. Wohltuende Mineralien dienen zum natürlichen Wellness-Programm (man könnte es auch als Schlamm bezeichnen) und dann unter den Wasserfall, eine ausgezeichnete Massage. Nur sollte man nicht zu tief tauchen, Schildkröten lauern am Grund…
Dieser Nachmittag ist einer, der unvergesslich in mein Gedächtnis eingebrannt ist. Die Bilder, die in meinem Kopf existieren sind umso vieles schöner, als die, die eine Kamera produzieren kann. Es war unbeschreiblich. Wir sind gerade just zur richtigen Zeit in dieser Gegend, denn bis Ende Oktober halten sich hier, in der Bahía Málaga, Buckelwale auf. Jimmy und wir anderen sechs machen uns in einem winzigen Motorboot auf es passen wirklich nicht viel mehr Menschen hinein), hinauf aufs Meer, die Wellen sind verdächtig hoch, die Schwimmweste hilft mir das Spritzwasser von meiner Kamera fern zu halten.

Und dann sichten wir den ersten Wal, weit weg, in der Ferne, und wir nähern uns, und nähern uns. Etwa zwanzig Meter neben uns taucht plötzlich ein riesiger Wal auf, die Fontäne spritzt hoch in die Luft, ein Muttertier mit ihrem Jungen, um so vieles größer als unser Boot. Dieses unbeschreibliche Gefühl, ein so vollkommenes Geschöpf der Natur in seiner natürlichen Umgebung sehen zu dürfen. Diese Momente bleiben. Für immer. Niemand kann einem diese Bilder wieder nehmen und man kann sie auch mit niemandem teilen. Und dann ein dritter Wal, der in einiger Entfernung sich aus dem Meer erhebt und springt. Die Worte, um es zu beschreiben, existieren nicht. Es gibt sie einfach nicht. Gewaltig. Wundervoll. Einmalig. Nein, Worte reichen nicht aus, um das zu beschreiben, was die Natur uns hier vorführt. Man muss es erleben.
An diesem Abend lernen wir zwei Kolumbianerinnen kennen, Katalina und Lina, die beide aus Bogotá kommen und auch beide an der Los Andes studieren, seltsamer Zufall, und einen Irländer, der nach drei Monaten in Kolumbien noch immer kein einziges Wort Spanisch beherrscht (der auch mehr als das Doppelte für die Nacht bezahlt). Gespräche bis tief in die Nacht hinein, der Regen übertönt irgendwann sämtliche Geräusche. Erfüllt falle ich ins Bett, diese Nacht gehört der Ventilator mir.
Strand, ein ganzer Strand nur für uns, es gibt kaum Touristen hier auf der Insel, einen Supermarkt, in dem man die notwendigsten Dinge erwerben kann (auch Zigarren für 200 COP, gute kolumbianische Tabakqualität), ein paar Restaurants und sonst nur Einheimische. Und somit auch einen Strand ganz für uns alleine.



Die Wellen brechen sich, das Meer tobt und doch ist es angenehm warm, die Kraft spüren, sich gegen das Wasser lehnen, mit aller Kraft. Der Sand, der unter den Füßen verschwindet, und trotzdem das Gleichgewicht und die Standfestigkeit behalten bis man sich dazu entschließt einzutauchen, mit den Wellen zu schwimmen. Das Ziehen und Zerren und nur die ewigen Weiten des Meeres vor einem. Die Schaumkronen, die sich bilden, die Wellen, die heranrollen, die man nicht einschätzen kann, reißen sie einen um oder hat man die Kraft ihnen Widerstand zu bieten. Spazieren am Strand, auf und ab, der warme Sand unter den Füßen, die Steinchen, die von den Wellen hinfort gerissen werden, andere, die sich wacker halten, um letztendlich doch sich überschlagend davon getragen werden.

Schlafen in der Hängematte, tagsüber, vor sich hindümpeln, lesen, in sich hineinhorchen, und ein Glücksgefühl entdecken, Zufriedenheit. Abends noch einmal zum Strand, barfuß, den aufgeweichten Boden, die Steine, die Grashalme unter den Fußsohlen spüren, alles in sich aufnehmen, jedes kleine Sandkorn… Und das warme Meereswasser erneut spüren.
Voller Zufriedenheit schlafe ich ein, schlummere tief, eine Ausgeglichenheit, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Selbst der Rum und Salsa können mich nicht wecken. Ich schlafe tief und fest. Bis, ja bis. Plötzlich spüre ich etwas auf meinem Oberkörper, etwas sitzt auf mir, es ist mitten in der Nacht, im Halbschlaf wird mir bewusst, dass ich dies nicht träume, ein unterdrückter Schrei entwischt meinen Lippen, ich richte mich schlagartig auf und sie verschwindet. Eine Ratte. Ich sehe ihre Umrisse, die Tür steht sperrangelweit offen, ich höre sie noch immer, mein Herz rast, die Luft bleibt mir weg, wie versteinert sitze ich auf meinem Bett. Zittere am ganzen Körper. Und warte, warte, bis ich mich beruhigt habe, warte lange, lange Zeit bis ich nichts mehr höre, kein Fiepen, kein Gekruschel, nichts. Und irgendwann übermannt mich die Müdigkeit, ich schlafe, unruhig, aber ich schlafe weiter.



Am nächsten Morgen scheint die Sonne, wir machen uns auf zu einem abgelegenen Dorf, in dem es keine Autos gibt, denn der weg dorthin ist beschwerlich, wir rutschen und schlittern, Abhänge hinab, sacken ein in tiefe Pfützen, aber nach mehr als einer halben Stunde gelangen wir zu einem Strand mit unglaublichen Ausmaßen, das Meer erwartet uns aufs Neue, eine erfrischende Abkühlung nach der ganzen Ackerei. Und überall huschen kleine Krebse in ihre Löcher, der ganze Strand scheint sich in Bewegung zu setzen.

Das Dorf ist hübsch, auch wenn es hier ebenso viel Müll auf den Wegen gibt, das ist das einzige Traurige an diesem sonst so scheinbar unberührten Paradies. Leere Cola-Flaschen- alte Badelatschen, leere Rumflaschen, angeschwemmt vom Meer oder auch Hinterlassenschaften der Bewohner, der Reisenden. Früher als uns lieb ist, müssen wir uns wieder auf den Weg machen, um das letzte Boot in Richtung Festland zu erwischen. Beinahe wollen sie uns nicht mitnehmen, aber bei unseren Verhandlungskünsten kann niemand widerstehen.
In Buenaventura quetschen wir uns zu sechst in ein Taxi und erreichen den Bus-Terminal gerade noch rechtzeitig, um uns mit einem Kleinbus (ohne Klimaanlage) auf den Weg nach Cali zu machen, der Hauptstadt des Salsas. Ein Tag vorher gab es auf der Strecke Buenaventura – Cali Auseinandersetzungen zwischen Guerilla und Paramilitär, man sieht und spürt nichts mehr davon. Da haben wir wohl wieder einmal Glück gehabt. Die Fahrt geht über Höhen und Tiefen, das Wetter verschlechtert sich und plötzlich schüttet es, es gewittert und wir sind mitten drin, es blitzt und donnert gleichzeitig, und doch, die Fahrt geht weiter, gut, dass es dunkel ist, und mit einem Blitz taucht wie aus dem Nichts ein Lichtermeer auf – Cali. Eine der größten Städte Kolumbiens, sehr warm, multikulturell. Ein weiterer Freund ist bereits in einem Hotel, er arbeitet dort, weil er sein Geld verloren hat. Eine Nacht verbringen wir dort. Ohne Ventilator, dafür ist es sauber. Und klein und niedlich. Mit ein, zwei caleños machen wir uns auf zu La fuente, ein Ort, an dem Salsa getanzt wird, allerdings sind dort mehr Ausländer und dem entsprechend ist auch das Niveau. Nichts desto trotz tanzen wir, tanzen in die warme Nacht hinein. Der Abend endet abrupt, denn auch in Cali schließen die Bars und Diskotheken um zwei Uhr morgens.


Der Samstag ist mir zu warm, ich verbringe viel Zeit mit Nichtstun, denn man kann sich einfach nicht viel bewegen, gegen Nachmittag schlendern wir ein wenig durchs Zentrum,

aber sehr viel gibt es nicht zu sehen, ich gewinne eine Frisbee, finde ein schönes Armband und dann ist es auch schon Zeit die Sachen aus dem Hotel zu holen. Auf dem Weg dorthin passiert es dann. Mein erstes Mal. Alle Wertsachen, die ich auf der Reise mit habe in meiner Tasche. Wir sind zu viert, zwei Frauen, zwei Männer, es nähert sich ein Motorrad. Ein Mann nuschelt etwas von „celu, celu“ (Handy), einer von uns fragt nach, während Angie uns vergeblich versucht deutlich zu machen, dass er unsere Handys will. Langsam kommt es in unseren Hirnwindungen an, eine Hand hat er am Lenker, die andere hält er so, als hätte er eine Waffe in seiner Kleidung. Noch immer habe ich es nicht wirklich realisiert. Vom einen zum anderen Moment laufen wir, jeweils zu zweit, in unterschiedliche Richtungen, ich spüre nichts, weder Angst, noch Unsicherheit, nichts, es fühlt sich unwirklich an. Wir laufen bis zur nächsten Ecke ohne uns umzudrehen, laufen (und zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht, ob es eine gute Idee ist) und erreichen eine belebte Straße, hören wie er erneut eine Runde ums Gebäude dreht. Und dann hält ein Taxi neben uns, Angie und Ronan, nichts wie weg hier. Zum Hotel. Und dann zum Terminal, der Bus nach Bogotá. Wir verhandeln und fahren. Auf nach Bogotá. Eine freie Woche nähert sich dem Ende.

2 Kommentare:

  1. hey cont, ich bins, tobi


    also die banditen auf motorrädern gibts in bogotá auch zu hauf. nur sind sie in der regel zu zweit. ich rate dir dringlichst, in diesen situationen NICHT wegzulaufen, da in meiner straße schon mehrere leute erschossen wurden. du bist nicht der einzige, der in diesem moment angst hat. er genausoviel wie du und wie sich tiere verhalten, die in die ecke getrieben wurden, weißt du ja selbst. nur bist du nicht bewaffnet und er schon..

    aber gut, dass ihr glück hattet und schön, dass du die wale nun auch mal gesehen hast ;).

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  2. Das ist ja absolut furchtbar... Allerdings wäre ich auch stehen geblieben und hätte mein Handy rausgerückt.. Wer wird schon gerne von hinten erschossen?????

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