Die deutschen Banken und ihr Sicherheitsdenken
Eine ganz besondere Erfahrung. Da wollte ich wie gewohnt Geld abheben, um mein Visum ein weiteres Mal verlängern zu können, aber an keinem der mindesten zehn verschiedenen Bankautomaten ließ sich diese Transaktion realisieren. Ein Verbindungsproblem mit der Postbank dachte ich zunächst. Man gut, dass ich mit Kike unterwegs bin und er mir ein wenig leihen kann. So geht es erneut zum DAS. Leider bin ich etwas spät dran, die Schlange steht bis nach draußen. Immerhin ist gutes Wetter. Vor mir ein junger Blondschopf, der kaum ein Wort Spanisch spricht, noch nicht einmal vernünftig Englisch. Als der Herr hinter mir mit ihm in einem Mix aus Deutsch und Niederländisch spricht, wird mir bewusst, dass ich eine gute Tat tun könnte. Also helfe ich Tobias oder Michael oder wie auch immer er heißt (ich hab’s ehrlich gesagt vergessen), das Formular auszufüllen. Selbst bei dem Wort surname hat der gute Probleme zu identifizieren, dass nach seinem Nachnamen gefragt wird. Danach müssen wir zu einer bestimmten Bank, um die geforderte Summe einzuzahlen. Da ich das ganze Prozedere bereits kenne, ist es nicht schwierig diese Bank zu finden. Allerdings ist die Schlange auch hier nicht gerade kurz. Anstehen, warten, in der Zwischenzeit erfahre ich ein wenig über meinen Landsmann. Er hat nach der Hauptschule eine Ausbildung gemacht und jetzt seit etwa zwei Monaten in einem kleinen Dorf in Kolumbien bei Pfarrern untergebracht. Bogotá, das große Chaos, kannte er bis heute nicht. Mit ihnen spricht er hauptsächlich Deutsch, er will aber in der Großstadt noch nach einem Spanischkursbuch suchen. Viel Spaß, das ist nicht so einfach wie gedacht. Da er noch eine Fotokopie und Fotos braucht, erbarme ich mich und begleite ihn. Ist ja auch nicht schlecht ein wenig Gesellschaft zu haben. Wieder im Büro des DAS müssen wir warten und warten und warten. Ausländer aus aller Herren Länder. Nach ungefähr vier Stunden erhalte ich meinen Pass mit Visum und den Worten „Hasta el veintidos de agosto, no más.“ (Nicht länger als bis zum 22.August.) Okay, okay, ich geh ja schon, ihr lieben Kolumbianer… Aber ich komme wieder, das könnt ihr mir glauben.
Am Nachmittag treffe ich mich mit einer guten Freundin, um das Geschenk für einen Freund zu besorgen. Eine Hängematte (was gibt es Schöneres auf dieser Welt), die wir später noch eigenhändig dekorieren werden. Nach längerem Verhandeln haben wir eine schlichte naturfarbene und sehr robuste in den Händen. Wir gönnen uns ein Eis. Maracuya. Herrlich.
Der Tag ist gar nicht so schlimm wie anfangs gedacht. Aber man soll ihn ja bekanntlich nicht vor dem Abend loben. Denn dann passiert das, was mir daraufhin passierte. Fröhlich gestimmt mache ich mich auf den Nachhauseweg. Und da ist auch alles gut. Bis ich die Nachrichten sehe. Die deutschen Banken haben sich dazu entschlossen, alle Transaktionen im außereuropäischen Ausland zu stoppen. Wunderbar. Das bedeutet für EC-Karten-Inhaber wie mich, dass es keinen Zugang mehr zu meinem Konto gibt. Da schau ich doch schnell mal nach, wie viel Geld ich noch habe. Ah, 6.00o Pesos. Das mag nach viel klingen, sind aber umgerechnet etwa 2,50 €. Großartig. Für wie lange weiß ich in diesem Moment noch nicht. Aber keine Sorge. Mit kühlem Kopf drüber nachdenken. Bis mir einfällt, dass ich eigentlich einkaufen gehen wollte, weil ich nicht mehr sonderlich viele Nahrungsmittel zu Hause habe. Erst einmal der Postbank schreiben, dann meine Eltern anrufen…
Ich lebe so etwa eine Woche von Paella aus zwei Zutaten wie Jonathan so schön sagt: Reis und viel Fantasie. Schmeckt gar nicht so schlecht. Aber ich nage noch nicht am Hungertuch, da die wenigen, die von meiner Situation wissen, mir Zuflucht und Essen gewähren, mich zum Mittagessen zu sich nach Hause einladen (und mir auch den Bus dorthin zahlen), mir sogar kleine Fresspakete schnüren. Letztendlich ist es keine schlechte Erfahrung ohne Geld zu leben, nur wenn dann die Miete eingefordert wird, könnte es schwierig werden. Ich habe zwar noch immer keinen Zugang zu meinem Konto, aber glücklicherweise habe ich Eltern, die mich nicht verhungern lassen (und eben auch einige Freunde).
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