Mach die Augen auf
So schön die Welt manchmal ist, so anstrengend kann sie ebenfalls sein…
Diese Woche war zwar eine entspannte und auch schöne Woche, aber meist bleiben einem ja eher die unschönen Momente im Kopf.
Es gibt Augenblicke, da zweifelt man auch an seinem gesunden Menschenverstand und noch vielmehr an der Bedeutung einer Freundschaft. Man verabredet sich zum gemeinsamen Kochen und wird dann einfach sitzen gelassen, erst wartet man noch, eine halbe Stunde, eine Stunde, dann greift man zum Telefonat, das nur endlose Klingeltöne aus dem Hörer ausspuckt, und sonst nichts, absolut nichts. Dann eben ein Abend alleine, auch gut, die Wohnung ganz für mich, da mein Mitbewohner seine Semesterferien bei seinen Eltern in Cali verbringt… Also Dinge tun, die man sonst nicht unbedingt tut – Musik bis zum Anschlag aufdrehen, durch die Wohnung tanzen, lautstark mitsingen, sich aufs Sofa schmeißen und das Weiß der Wände auf einen wirken lassen, die Größe, einfach mal ganz allein sein, irgendwann dann Dinge machen wie die Wohnungstür von innen abschließen, doch lieber alle Fenster zumachen, sein Zimmer zuschließen und sich in sein Bett verkriechen, um auf den nächsten Morgen zu warten. Frühstück, Sonne genießen, ein kleiner Spaziergang und der Ärger des vorigen Abends war verschwunden. Bis sich der nächste Abend anbahnte, nach einer Entschuldigung und einem leeren Versprechen wurde ich nämlich von derselben Person wieder versetzt. Und sollte später dann wieder mein Ohr hergeben. Nichts da. Ein Abend voller Wut im Bauch, der nur schlechte Träume brachte. Ach, Schuhe putzen, das hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen, man kann es ja mal versuchen. Aber den Nikolaus kennt hier niemand, also war am nächsten Morgen auch nichts in meinen blinkenden und blitzenden Schuhen. Mist.
Dafür war der Sonntag schön, und die Woche davor auch. Nur ist das eben nicht immer ganz einfach. Man lässt sich oft viel zu schnell dazu verleiten, die Augen auf die schlechten Dinge zu richten.
Dabei gab es auch wunderschöne Augen-Blicke. Das Lachen in den Gesichtern der Menschen, die Sonne macht den Alltag doch gleich viel fröhlicher. Überall blitzt es, die Scheiben reflektieren die Sonnenstrahlen, die Schattenwürfe und –spiele sind faszinierend.
Und ein kleines Weihnachtsfest hatten wir auch schon, da viele der Austauschstudenten sich bereits auf den Weg gemacht haben – sei es um Weihnachten in der Heimat zu verbringen oder um zu reisen, beschlossen wir ein internationales Vorweihnachten zu organisieren. Internationale Leckereien (Tiramisú, Bouche de Noel, Dresdner Christstollen, Buñuelos, Natilla, Crêpes; reichhaltig und lecker), Geschenke – das Wichteln wurde umgewandelt in Blinde Kuh-Spielen
(Catalina musste auf dem Boden rumkriechen ohne den kleinen bunt beleuchteten Plastik-Weihnachtsbaum umzureißen, ein Geschenk auswählen und dann weitertasten nach einer Person, was durchaus zu einigen Lachern geführt hat, wenn man die Tasthöhe ihrer Hände beachtet). Manche haben sich mehr, manche weniger über ihre Geschenke gefreut, aber es geht ja auch hauptsächlich darum gemeinsam einen schönen Abend zu verbringen.
Das war dann auch erstmal genug Weihnachtsgefühl – morgen geht’s auf in den Dschungel. Mal sehen, ob und mit wie vielen Mückenstichen und seltsamen Krankheiten ich wieder zurückkomme…
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