Donnerstag, 27. Mai 2010

Una semana sin voz

Reden ist Silber, Schweigen ist…

Die Partys haben kein Ende. Da gab es am Samstag eine Überraschungsfete im Süden für einen Freund. Während des gemeinsamen Wartens werden schlechte und noch schlechtere Witze erzählt (da fühlt man sich fast wie zu Hause), einige verstehe ich glücklicherweise nicht, dazu fehlen mir noch immer einige Wörter, ein wenig kultureller Hintergrund oder auch einfach das Interesse sie zu verstehen.
Nachdem die Zeit von schlechten Witzen totgeschlagen wurde, kam dann auch das Geburtstagskind, Luftballons, Konfetti, wie bei einem 15. Geburtstag, der hier riesig gefeiert wird, vor allem für die dann schon nicht mehr ganz so kleinen Mädels. Scheint fast wichtiger als der 18. Geburtstag. Aber Wilson hat schon beide dieser Zahlen hinter sich gelassen. Es wird gefeiert und getrunken bis der Morgen graut. Langsam schwindet meine Stimme dahin, und als es dann Muttertag Frühstück heißt, kommt kein einziger Ton zwischen meinen Stimmbändern hervor. Nichts, so sehr ich es auch versuche. Blöd, wenn das Telefon klingelt und man quasi nichts antworten kann.
Diese Woche verbringe ich in Gesellschaft. Ohne Stimme, aber mit neuer „Mitbewohnerin“, Franziska kommt am Montagabend an. Wieso, weshalb, warum es dazu kam… Am Freitagabend waren wir noch gemeinsam im Kino, „Contracorriente“, ein sehr guter kolumbianischer Film, am Samstagmittag dann haben wir zusammen gekocht. Ich machte mich auf den Weg in den Süden und Franziska sich auf den Heimweg. Fataler Fehler, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Gegen acht klingelt mein Handy. Schlechte Nachrichten. Franziska ist überfallen worden, in dem Studentenwohnheim, in dem sie gewohnt hat. Und das nicht ohne, bewaffneter Raubüberfall. Plötzlich standen drei Männer in ihrem Zimmer, einer von ihnen scheinbar von Drogen vernebelt, alle fuchteln mit ihren Waffen herum, der Laptop auf dem Bett. Danach wird sie mit zwei Mitbewohnern ins Bad gesperrt. Glücklicherweise hat einer von ihnen sein Handy dabei, Polizei wird gerufen… Sicherlich passiert so etwas auch in anderen Ländern, wie schattig die Seiten sein können, wird einem aber immer erst durch solche Ereignisse bewusst. Nach zwei schlaflosen Nächten zieht Franzi dann bei uns ein. Normalerweise wäre sie bis Ende Mai geblieben, normalerweise. Zum Büro der Airfrance und ohne Probleme umbuchen, eine Woche bleibt uns. Die Gespräche sind immer noch recht einseitig, da meine Stimme einfach nicht zurückkommen will, ab und an kommt ein kurzes Krächzen aus meiner Kehle, aber so wirklich unterhaltsam ist das auch nicht. Trotz der Umstände ist es eine schöne Woche, eine Woche, in der ich viel Deutsch rede (und diesmal fehlen mir die Worte nicht, also im übertragenen Sinne schon), gemeinsames Kochen, gemeinsam essen, Vorfreude auf heimatähnliche Orte, eben eine Woche voller Zusammensein, wenig Einsamkeit. Ein Pizza-Abend zusammen mit Nina, es wird viel gelacht (in meinem Fall noch immer gekrächzt), ein bisschen Wein getrunken und eben viel „Mädchen-Zeugs“ beredet. Später gibt es ein paar Problemchen mit Bastian, er will plötzlich überzogen viel Geld, dafür dass Franzi ne Woche bei uns wohnt, das trübt die Stimmung ein wenig, aber letztendlich regeln wir das alles nach einem ewiglangen Gespräch.
Am Freitag gruselt’s mich im Kino, zusammen mit Kike sehe ich mir „Nightmare on Elm Street“ an, eine gute Neuverfilmung, aber alleine schlafen will man danach nicht, also pack ich Kike ein und die Wohnung wird noch ein bisschen voller. So eine Woche in Gesellschaft fliegt auch einfach so vorbei, es ist bereits Samstag, Franzi und ich gehen noch mal richtig gut essen, im WOK, eine Kette mit sehr, sehr gutem asiatischen Essen, es gibt herrlichen Lachs auf Sushi-Reis und Mango-Soße und ein Nasi Goreng mit Meeresfrüchten… Und Vorspeise und Nachspeise, Espresso (jaaaa, es gibt Espresso und nicht nur faden tinto) leisten wir uns auch, für studentische Verhältnisse ist es schon nicht ganz günstig, aber umgerechnet zahlt jeder nicht mehr als 15 Euro, aber man muss sich ja auch manchmal was gönnen. Abends geht’s dann noch mal zu Nina, wir laufen zu Fuß durch das nächtliche, sehr ruhige Bogotá, Abschied liegt in der Luft. Der Sonntagmorgen erstrahlt in gleißendem Sonnenschein, wir fahren Richtung Norden, treffen uns mit einer Freundin von Franzi und verbringen einen schönen Tag, schlendernd über Märkte, hier noch eine Kleinigkeit, wir probieren eine Koka-Limonade, lassen uns die Sonne auf die Nase scheinen und realisieren noch gar nicht wirklich, dass es die letzten Stunden für eine von uns sind. Gegen Nachmittag geht’s dann zum Flughafen…

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