| An der Küstenstraße von Punta Arenas |
Auf
dem Weg in die Hauptstadt wird deutlich, dass der Sommer langsam, ganz langsam
zur Neige geht. Die Weizenfelder sind kahl geschoren, nur noch die
übergebliebenen Stoppeln und die quadratisch geformten Heuballen glänzen gülden
in der grellen Februarsonne. Je weiter der Bus gen Norden rast, desto
ausgetrockneter schaut die Landschaft drein, die ersten Blätter an den Bäumen
verfärben sich, doch die Hitze steht noch immer über Santiago.
Ich
stehe am Flughafen und warte, ein seltsames Gefühl: Besuch aus Deutschland.
Eigentlich sollte mein Bruder bereits gelandet sein, doch die Anzeigetafel
zeigt 40 Minuten Verspätung an. Irgendwann kommt er dann verschwitzt und müde
hinter der Glasschiebetür hervor und wir machen uns auf zum Hostel im wohl
touristischsten Viertel der chilenischen Hauptstadt. Die Häuser sind bunt und
niedrig, zeigen Gesicht – mal in Form eines Graffitis, mal schlichtweg durch
ihre Fassade. Nach einem äußerst fleischhaltigen Abendessen kaufen wir noch churros beim Geschäft auf Rädern nebenan
und die erste 1-Liter-Bierflasche für Max, machen es uns auf der Dachterrasse
unseres Hostels gemütlich und starren in den sternenbedeckten Himmel über
unseren Köpfen. Ausgeschlafen erwachen wir mit der Sonntagssonne, entlang des
etwas unschön gefärbten Flusses Maipo laufen wir durch die Stadt. Die meisten
Geschäfte sind geschlossen, die Hauptstraßen für Fahrradfahrer, Skater und
Fußgänger freigegeben und die Museen kostenfrei. Die Plaza de Armas ist leider von hohen Holzzäunen umgeben – Bauarbeiten
bis August –, also statten wir nur der Kathedrale einen Besuch ab, bevor wir
uns Chiles Geschichte vor Chile im Museum für präkolumbische Kunst zu Gemüte
führen. Im unterirdischen Ausstellungsraum befinden sich aufgespannte
Inka-Knoten, die eher wie ein Meisterwerk der modernen Kunst daherkommen als ein
Informationssystem der ersten Eroberer Chiles. Hier liegen die ältesten Mumien
der Welt, es sind winzig kleine Kindermumien, daneben prangen abgedrehte Hüte
anhand derer man sich früher einem indigenen Volk zugehörig gezeigt hat und am
anderen Ende des Raumes tummeln sich Figuren der Rapa-Nui-Kultur. Ein
wundervoll kondensiertes und ästhetisch grandioses Museum. Dann statten wir dem
Präsidenten in seinem Palast „La Moneda“ (eigentlich früher Chiles
Münzprägungsstätte) ab, so fühlt es sich zumindest an beim Schlange stehen für
die Sicherheitskontrolle. Eine persönliche Vorladung haben wir nicht und
deswegen dürfen wir nur die akribisch gepflanzten Orangenbäume im ersten
Innenhof des strahlend weißen Protzbaus und die Kupferkanonen aus dem
18. Jahrhundert im zweiten Innenhof bestaunen. Die Männer in weiß(er
Uniform) salutieren zum Abschied und schon sind wir wieder draußen, biegen um
die Ecke und sehen uns das Ganze noch einmal von unten an. Das Kulturzentrum
„La Moneda“ befindet sich nämlich direkt unter dem Vorplatz. Derweil weht die
riesige, chilenische Trikolore über unseren Köpfen und die Sonne brennt. Der
Erfrischung wegen kaufen wir uns mote con
huesillo, laufen weiter und weiter, vorbei an der im Februar leider
geschlossenen Oper, hin zum Cerro Santa Lucía. Die ausgetreten Stufen führen
uns zu einem Aussichtspunkt, von dem aus Santiagos Größe ganz andere
Dimensionen annimmt. Auf dem Rückweg kommen wir noch am Museum der Schönen
Künste vorbei, betreten die Bauhaus-Ausstellung im Untergeschoss, haben schnell
genug von deutschen Videos und verweilen lieber ein bisschen länger in der
Abteilung für chilenische Kunst unter der Diktaturzeit. Um 17 Uhr gibt es
Live-Musik, die erste Band allerdings lädt eher zum Gehen als zum Bleiben ein,
die Sototo Blues Band hingegen lohnt das Warten im klimatisierten
Veranstaltungsraum. Jorge Soto, ein recht bekannter chilenischer Gitarrist und
Sänger, legt eins ums andere Gitarren-Solo hin. Um der Hitze draußen zu trotzen,
gehen wir in eine der angeblich 25 besten Eisdielen der Welt: Maracuja- und
Himbeer-Minz-Sorbet auf meiner Waffel, Joghurt-Pfirsich- und Araukanisches
Schokoladeneis auf Max’ Waffel. Im Parque
Forestal genießen wir dann noch wie tausende Hauptstädter die letzten
Sommersonnenstrahlen.
Und
am nächsten Morgen geht es wieder hoch hinaus, auf den Cerro San Cristobal, von
dem aus tatsächlich ganz Santiago zu sehen ist. Da die Standseilbahn ihre
klapprigen Türen erst um 13 Uhr öffnet, machen wir uns zu Fuß auf den Weg und
befördern uns selbst über die gewundenen Wege nach oben. Gewaltig groß, diese
Stadt. Unten im Getummel gehen wir noch für unsere Wanderung einkaufen, trinken
noch ein kühles Bier, bevor wir uns wieder in Richtung Flughafen begeben, um
das Flugzeug in den Süden zu nehmen.
| Angler in der Magellan-Straße |
Wenn
man dann nachts um 3 Uhr am kleinen, kuschligen, holzverkleideten Flughafen von
Punta Arenas ankommt, bleibt man erstmal dort. Wir sind zumindest nicht die
einzigen, die Isomatte und Schlafsack ausbreiten. Ein paar Stündchen
Flughafenschlaf und gegen 10 Uhr fahren dann endlich die ersten Taxis. Unser
Hostel liegt ein wenig außerhalb des Zentrums, doch dafür nur ein paar
Häuserblocks entfernt von der Magellan-Straße. Der Himmel zeigt sich gnädig,
die Sonne wärmt unsere windumtosten Gesichter. Das Meer liegt recht ruhig da,
nur ab und an malt sich der Südwind selbst in die Meeresengenwasseroberfläche.
Wir spazieren an der Küstenstraße entlang ins Stadtinnere, hinauf zu einem
Aussichtspunkt. Diese kleine, scheinbar unbewohnte Stadt birgt winzig kleine
und sehr große Schätze der Vergangenheit: Werbeschilder aus dem vergangenen
Jahrhundert, gut erhaltene Kolonialzeitvillen. Und doch ist alles flach, als ob
der Wind hier dafür sorgt, dass kein Haus über den zweiten Stock hinauswächst –
abgesehen von zwei protzigen Luxushotels. Und noch mehr Vergangenheit klebt an
den Wänden des Cafés; alte Werbeplakate und seichte, jazzige Musik begleitet
den Ziegenkäse-Spargel-Crêpe. Aufgewärmt und gesättigt laufen wir bis zum
Friedhof, der irgendwie sehr fremd wirkt. Die haushohen Buchsbäume sind
bauchig-rund geschnitten, das grelle Abendlicht strahlt die weißen Gräber an
und der patagonische Wind sorgt für eine Überdosis frischer Luft. Früh
aufstehen. Das könnte unser Motto sein, aber es lohnt sich ja meistens. Mit der
rostroten „Melinka“-Fähre geht es hinaus auf die Magellan-Straße zur Insel
„Magdalena“, ein Naturreservat für Magellan-Pinguine. Wenn die Jungtiere der
monogamen Wesen im Frack schlüpfen, bewohnen diese paar Quadratkilometer mehr
als 200 000 Exemplare. Die ganz Kleinen sind bereits aufgebrochen, und
auch die anderen verschwinden bald von ihrer Sommerresidenz. Es röhrt und
schnattert ununterbrochen. Eine Stunde lang dürfen wir an diesem Spektakel
teilnehmen, wie die kleinen Frackmänner und -frauen tollpatschig über die
staubig-steinige Insel watscheln, in ihren irdischen Nestern verschwinden oder
in kleinen Grüppchen aus dem inselnahen Meerwasser schießen. Fast noch
spannender sind allerdings die Touristen, die aus dem Fotomachen gar nicht mehr
herauskommen.
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| Frackmann in Aktion |
Unsere
Rucksäcke liegen schwer auf unseren Schultern, doch daran werden wir uns wohl
gewöhnen müssen. Am Morgen machen wir uns auf nach Puerto Natales, etwa 250
Kilometer von Punta Arenas entfernt. Trotz Stadtplan laufen wir zunächst in die
entgegengesetzte Richtung, vielleicht auch aufgrund des Stadtplans, der so
scheint es Max und mir den Kopf verdreht hat. Wir sind die ersten in unserem
kuschligen 5-Bett-Zimmer im noch viel kuschligeren erratic-rock-Hostel. Wir
bringen schnell unsere Wäsche zur Wäscherei und schlendern dann durch die
Straßen dieses kleinen Städtchens, an das sich Berge und Wasser gleichermaßen
schmiegen. In vielen Fenstern, diesen schaufensterartigen Auslagen, liest es
sich Hebräisch. Und es gibt wirklich sehr viele Israeli hier unten im Süden,
bislang hatte ich das nur für verschwörungsreiche Märchen gehandelt. Aber es
gibt auch mindestens so viele Deutschsprachige unter jenen, die in Patagonien
wohnen. Um 15 Uhr gibt es ein Informationsgespräch über das, was uns in den
nächsten fünf Tagen im Parque Torres del Paine erwarten wird: viele Kilometer
zu Fuß, viele unterschiedliche Blautöne und sehr viel Wind. Mit unserer
Ausrüstung fühlen wir uns gar nicht mal so Unvorbereitet. Doch bevor wir uns
ins Wanderabenteuer stürzen, wollen wir noch einmal richtig gut essen. Das tun
wir abends in der ortsansässigen Brauerei Baguales, auch wenn das dort gebraute
Bier leicht süßlich nach Litschi schmeckt, das Essen stärkt uns für unser
Vorhaben. Draußen frischt der Wind auf, fährt durch die Bäume, doch unser
Hostel ist gut beheizt.
Früh
am Morgen klingelt der Wecker. Julie, die Hostelmama, macht uns Frühstück:
Omelette, frisch gebackenes Vollkornbrot, selbst gemachte Marmelade und
Erdnussbutter, Joghurt, Kaffee. Da möchte man am liebsten gar nicht mehr
aufstehen. Doch das Frühstück soll uns ja gerade dabei helfen: den ersten Tag
im Nationalpark überleben. Und dann beginnt alles doch recht gemächlich:
Fußmarsch zum Busterminal, Rucksäcke abgeben, Fenstersitzplätze ergattern und
die ersten Guanacos, Nandus und Füchse aus dem Bus heraus bestaunen. Fünf Tage
ohne Strom, ohne Mobilfunknetzempfang, alles, was wir brauchen auf unserem
Rücken – bis auf unser Durchhaltevermögen. Am Eingang zum 8. Weltwunder,
so wird dieser Nationalpark hier immer wieder angepriesen, müssen wir bezahlen
und uns ein Video zu den Regeln im Park ansehen. Mit etlichen anderen Touristen
werden wir in einen kleinen Raum gequetscht und wiederholt darauf hingewiesen,
dass das Feuermachen verboten ist. Der Park ist zuletzt vor zwei Jahren von ein
paar unvorsichtigen Touristen in Brand gesetzt worden. Die Spuren sind
unübersehbar. Wir steigen wieder in den Bus, um zur Anlegestelle des Katamarans
zu gelangen, der uns zum Camping-Platz „Paine Grande“ bringt. Die Oberfläche
des türkisblauen Sees schlägt Falten, der Wind bläst uns beinahe um.
| Farbenfröhlichkeit am Paine Grande |
Immer mehr
Wanderer strömen herbei, es wird voll auf dem Katamaran, die Besatzung stapelt
Wanderrucksäcke übereinander, bis zur Decke hoch – pro Saison kommen rund
150 000 Menschen in den Park, viele von ihnen bleiben nur einen Tag, immer
noch viele laufen wie wir auch den W-Weg, andere genießen wahrscheinlich den
etwas ruhigeren Teil des Rundweges, für den wir aber nicht ausgerüstet sind und
auch zu wenig Zeit haben. Also werden wir einiges von diesen Menschenmassen zu
spüren bekommen. Fast zuletzt gehen wir von Bord. Eine leichte Brise empfängt
uns, die sich in Windeseile auf etwa 70 Stundenkilometer emporbläst, sodass es
nicht immer einfach ist, das Gleichgewicht mit den 15 Kilogramm auf dem Rücken
zu halten, geschweige denn voran zu kommen, denn bei dem Wind handelt es sich
um Gegenwind. Einfach zu bewältigen ist der Weg auch nicht unbedingt, denn bei
jedem Schritt lädt sich das Rucksackgewicht, größtenteils Schuld daran sind
Essen, Gas und Zelt, an Kleidung haben wir nur das Allernötigste mit, auf Füße,
Knie, Oberschenkel und Gesäß nieder. Erst ist es nur der Gegenwind, dann wird
auch die Gegend ein wenig unfreundlicher, felsiger, rauer, ausgetreten. Die
Bäume sind blattlos und stehen fast schon leblos in ihren Grautönen da – wohl
das erste Weltwunder, das nicht zum ersten Mal abgebrannt ist. Doch
gleichzeitig schafft dieser Totenwald wunderschöne Kontraste. Der fahl
leuchtende Astwald hebt sich von den violetten und weißen glockenbehangenen
Blumen ab, die mannshoch wachsen, zu unseren Füßen sättigen Moos, Klee und
Löwenzahn das Farbspektrum. An manch einer Stelle schimmert es grasiggülden, an
anderen erstrahlt plötzlich ein kräftiges Rot in der Sonne. Mit jedem Schritt
gewöhnen wir uns mehr oder minder an die Umstände, Jacke auf und wieder zu,
Mütze auf- und wieder abgesetzt, ein Wechselspiel, nicht nur der Gefühle. Der
erste See ist in Sichtweite, beim zweiten gibt es dann den ersten Sichtkontakt
mit Eis, schwere, trümmerhafte Eisschollen, der Grey-Gletscher bricht sich
immer wieder türkis-grau-blau in den gleichnamigen See. Nach etlichen
Kilometern mit vielen wunderschönen Ausblicken – für uns unerfahrene Wanderer
waren die 11,5 Kilometer sehr viel länger – kommen wir am windumtosten Campingplatz
an und versuchen unser Zelt aufzuschlagen. Auch das ist leichter gesagt, als
getan, die Windböen machen es beinahe unmöglich. Nachts werden wir auch einige
Male das Zelt in unserem Gesicht spüren, so sehr wird unser Dach über dem Kopf
eingedrückt, aber immerhin ist es wasserdicht. 15 Minuten ohne großes Gepäck
schaffen wir noch, von hier aus sehen wir dem Gletscher in der Abendsonne zu.
Eine heiße Dusche bringt Energie zurück und unser Festmahl auf dem Gaskocher
füllt unsere Mägen. Die Nacht ist stürmisch und ungemütlich, der nächste Morgen
kommt ein wenig zu früh, das Frühstück brodelt auf dem Kocher, das Zelt packt
sich leider nicht von selbst ein und irgendwann sind wir wieder auf dem
Rückweg, wir laufen schließlich den W-Weg. Heute pustet uns der Wind in den
Rücken, auch das ist nicht immer ganz einfach. Die Landschaft mag dieselbe
sein, doch entdeckt man immer wieder andere Kleinigkeiten , sie ist noch immer
wunderbar kontrastreich, auf der einen Seite See, auf der anderen Seite
Felsinformationen, einzigartig auf dieser Welt. Am Paine Grande wollten wir nur
kurz eine Mittagspause einlegen, doch Max geht es nicht allzu gut, also bleiben
wir. Auch hier windet es ungemein, als unser Zelt dann endlich steht, beginnt
es zu regnen. Alle Welt drängt sich in die kleine, sechseckige Quincho, dem
Raum zum Kochen und Essen. Gegen Abend entnehmen wir meinem Rucksack etwas
Gewicht, suchen uns einen Platz im Getummel und trinken dann noch eine
Schlummertrunkschokolade mit einem Schuss Rum. An meinem Geburtstagsmorgen
klart der Himmel auf, der Wind lässt nach, wir schnüren unsere Wanderstiefel
und los. Da wir keinen sechsten Tag dranhängen wollen, lassen wir eine Strecke
aus, auch wenn sie wunderschön sein soll, wir laufen über das „Campamento
Italiano“ im tiefen Wald direkt zum Camping-Platz „Los Cuernos“. Das Bild
ändert sich: Die Bäume werden grüner, die Wege sumpfiger, der See, an dem wir
entlangwandern variiert seine Blautöne im Rhythmus der Wolken. Auch wenn
zahlreiche Touristen hier wandern, immer wieder habe ich den Eindruck, sie
würden in dieser Märchenlandschaft verschwinden. Sie verschwinden wie auch die
Wanderwege in den Hügeln, Bergen und Wäldern, fast als würde sich die Natur
wehren und alles Fremde verschlucken. Wir treffen Sara und Raúl wieder, die wir
am Flughafen in Punta Arenas kennen gelernt haben, ein kleines, sehr schönes
und vor allem unerwartetes Geburtstagsgeschenk.
| Geburtstagsgruß |
Das größere ist die Natur und
das Nicht-Erreichbarsein, auch keine Anrufe oder SMS schaffen es bis hierher.
Die Aussicht am Campingplatz ist unschlagbar. Unten der türkisvariierende
„Nordernskjöld“-See, weit oben die Cuernos del Paine und im Hintergrund
schneebedeckte Berge sowie dann und wann das tiefe Grollen der sich brechenden
Gletscher. Der Himmel ist sternenklar, die Nacht wird eisig, doch schnell
brennt die Morgensonne das letzte Frösteln weg. Die extrem hohe UV-Strahlung
kommt heute wolkenfrei vom Himmel. Und wieder ändert sich der Ausblick. Es wird
felsiger, karger, die Landschaft hat kaum Erbarmen mit uns, die schattenspendenden
Bäume werden immer rarer, die Anhöhen mit Blick aufs kühle Nass immer höher. An
jedem Flusslauf füllen wir unser Wasser auf, unter jedem Baum suche ich
Schatten, mein Kopf summt, meine Beine laufen und laufen, doch als wir vor dem
Scheideweg stehen, wähle ich die leichtere Variante zum Camping „Las Torres“.
Je karger die Umgebung wird, desto schwerer tut sich mein Kopf. Nach einer
gefühlten Ewigkeit kommen wir am Campingplatz an, zuvor sind wir am
Hotelkomplex vorbeigestolpert, wir lassen uns ins Gras fallen und wünschen uns
jemanden herbei, der das Zelt aufbaut. Am nächsten Morgen stehen wir im Dunkeln
auf, köcheln ein letztes Mal unser Frühstück unter freiem Himmel und
marschieren dann ohne größeres Gepäck los. Steil bergauf. Es geht von Null auf Tausend.
Der Himmel kommt zwar regenverhangen daher, doch wir laufen trotzdem dem Gipfel
entgegen. Immerhin ist es der erste Tag, an dem wir längere Zeit keinen anderen
Menschen sehen. Erst am nächsten Campingplatz bekommen wir Gesellschaft. Der
Tag klart leider nicht auf, doch der Landschaftswechsel ist frappierend. Eben
ging es noch Schotterwege am steilen Abgrund entlang und nun laufen wir durch
hohe, sattgrüne Wälder. Die letzte halbe Stunde ist steil und schlittrig, die
Felsen werden brockiger und scheinen mir manchmal unüberwindbar. Doch so kurz
vorm Ziel lohnt das Aufgeben nicht.
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| Nicht viel zu sehen von den Torres del Paine |
Die Torres del Paine verstecken sich zwar
größtenteils in tiefhängenden Regenwolken, doch der Gletschersee schimmert
gräulich-grün und im Nieselregen und den zahlreichen gletschergespeisten
Wasserfällen bildet sich ein zarter Regenbogen. Wir sitzen da und lassen das
Schauspiel auf uns wirken. Nach einer Stunde treten wir den Rückweg an. Max
stiefelt davon, als ob er die letzte Etappe um alles in der Welt schnell hinter
sich bringen wollen würde. Insgesamt siebeneinhalb Stunden sind wir gelaufen,
noch einmal duschen, die letzten Essensreserven aufbrauchen und dann auf den
Bus warten, der uns zum Parkeingang bringt. Dort steigen wir in den Bus, der
uns zurück nach Puerto Natales bringt, wo wir erst spät am Abend ankommen. Doch
dank Warteliste haben wir wieder ein Bett bei Julie.
Nach
nur wenigen Stunden Schlaf und dem besten Frühstück der Welt (zumindest der
Hostel-Welt) werden wir abgeholt, wir haben die nächsten Tage zusammen mit
einer kleinen lokalen Reiseagentur gebucht. Wir fahren nach Argentinien. Ein
wenig zu früh sind wir mit Juan, unserem Fahrer, an der Grenze, die nur von 8
bis 22 Uhr geöffnet ist. Also warten wir noch eine Weile, bis der Schlagbaum
aufgeschlossen wird. Ausreisen, Niemandsland und einreisen. Gerade wird die
argentinische Flagge gehisst. Hunderte von Kilometern patagonischer Steppe
liegen vor uns, die Pflanzen sind flachgedrückt, die wenigen Bäume mit dem Wind
gewachsen. In El Calafate, eine Kleinstadt mit dem Namen einer patagonischen
Beere, steigt Franco zu uns in den Kleinbus, um uns durch den Gletscherpark
„Los Glaciares“ zu begleiten und uns allerlei Interessantes dazu zu erläutern.
Angeblich sei es einer der ersten wunderschönen Sommertage in der Gegend. Das
kriegen wir zu spüren, erst recht, als wir vor der Touristenattraktion des
Parks stehen: dem Gletscher „Perito Moreno“. Es ist einer der wenigen Gletscher,
der noch wächst. Erst stehen wir etwa 400 Meter entfernt auf einem
riesigen Balkon vor ihm, dann besteigen wir den Katamaran und bestaunen die
unterschiedlich blaustarken Wildwüchse vom Wasser aus.
| Natürliche Eisskulpturen |
4000 bis 5000 Jahre
schieben sich hier durch Geröll und Gewässer, die Sonne sucht ihr Spiegelbild
im Eis und die vielen Touristen Platz auf den Außensteigen des Bootes. Viel zu
schnell reisen wir wieder ab. Max und ich werden in El Calafate abgesetzt, dort
lesen wir noch einmal im uns treu begleitenden Reiseführer nach und bemerken,
dass wir zu wenig argentinisches Bargeld dabei haben, denn an unserem nächsten
Ziel gibt es keinen Bankautomaten. Also nutzen wir die letzten zehn hektischen
Minuten vor Abfahrt zur Bankautomatensuche. Erfolgreich – Glück gehabt. Wir
fahren in den Norden Patagoniens, immer am Lago Argentino entlang, der
drittgrößte See in Südamerika. Doch nach zwanzig Minuten hält der Bus erst
einmal, kurz darauf ein zweites Mal. Nach einer gefühlten Ewigkeit werden wir
gebeten in den mittlerweile angekommenen Zweitbus umzusteigen. Dann rollen wir
weiter. Nach viel Steppe prangt das Fitz-Roy-Massiv am Abendhimmel. Und dann
kommen wir endlich im nächsten Dorf an, das plötzlich mit seinen nächtlichen
Lichtern an der nächsten Abbiegung aufgetaucht ist. Ein Lichtersee umringt von
tiefschwarzen Granitriesen.
Da
ist etwas mit unserer Reservierung schief gegangen, denn es gibt nur noch ein
freies Bett. Nach einigem Hin und Her sowie tausendfacher Entschuldigung werden
wir für diese Nacht in einer Hütte nebenan untergebracht. Leider führt das zu
der ungewollten Bekanntschaft mit der gefühlt vollständigen Besatzung eines
Flohzirkus. Selbst vor meinem Gesicht haben die Biester keinen Halt gemacht. Am
Morgen ziehen wir dann um, frühstücken in aller Ruhe, schlendern durch fast
jede Straße dieser kleinen Ortschaft. An der Hauptstraße säumen sich Hotels,
Hostels, Souvenir-Geschäften, Restaurants, Cafés, als ob El Chaltén nur für
wanderwütige Deutsche, feiernde Israelis und naturverliebte Argentinier gemacht
wäre – so kann es einem hier zumindest vorkommen. Wir setzen uns in die kleine,
unscheinbare Bäckerei „Las Nieves“, essen Kuchen, trinken Mate und schreiben
Postkarten für die Familie. So lassen wir Minute um Minute dieses regnerischen
Tages hinter uns. Nach dem Einkaufen, trotz unmöglicher Öffnungszeiten, aber
auch das gehört zu dem deutlich ruhigeren Leben hier dazu, wollen wir so
richtig gut essen gehen. Wir entscheiden uns für das Restaurant „Estepa“. Für
Max gibt es patagonisches Steppenlamm mit Calafate-Soße an
Kräuterkartoffelpüree und Gnoccis, vor mir steht ein Teller mit
Auberginen-Pilz-Risotto und hauchdünn geschnittenen, angebratenen
Zucchini-Scheiben. Plötzlich verstummt die angenehme Hintergrundmusik und wird
durch einen Gitarrenspieler ersetzt, der mit lokaler Folklore aufwartet. Seine
Stimme bricht das rege Gespräch am Nachbartisch und auch das Geklimper von
Gabeln und Messer verstummt – es sind feine Klänge, die er auf seinen Saiten
anschlägt, so fein, dass ich am liebsten mit ihnen verschwinden würde.
Verschwinden sollte dagegen das Dessert nicht so schnell: Weißweinmousse auf
saftigem Biskuitboden. Es ist, als würden wir Ewigkeiten in der Steppe sitzen,
die Zeit klebt fest, so wie die Geschmacksnuancen an meinem Gaumen. Gut
gesättigt und mit diesem wohlig-glücklichen Gefühl im Bauch trotzen wir dem
auffrischenden Nachtwind. Die Nacht ist unruhig, kratzig. Der nächste Morgen
strahlt uns früh an, wir schnüren die Wanderstiefel und entscheiden uns dann
doch gegen die lange, anstrengende Strecke zum Fitz Roy, anstatt dessen wandern
wir zum Gletschersee „Lago Torres“. Wie Haifischzähne ragen die Felsen in den
strahlend blauen Himmel. Erst bildet sich links von uns ein kleiner
Zwergenwald, dann überragen sich plötzlich die gleichen Bäume zu unserer
Rechten, als wollten sie es den Bergen gleichtun. Dann steppt es wieder, ein
milchig-blauer Gletscherfluss zieht seine Kurven durch bunt marmoriertes
Gestein, ein Totenwald hebt sich über dem Grün mit den ersten gelben
Herbsttupfern ab. Am Gletschersee angekommen steige ich aus meinen Schuhen und
kühle meine Füße kurz im Eiswasser. Die patagonische Sonne malt sich in unsere
Haut, so wie zwei Nächte zuvor sich die Flöhe auf meinem Körper verewigt haben.
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| Sonnenpause am Gletschersee |
Auch
der vorletzte Morgen auf argentinischem Boden strahlt aus allen Knopflöchern,
wir checken spät aus, erhalten das Geld für die erste Nacht zurück und gehen
frühstücken: Kaffee und Halbmonde, so werden hier Croissants genannt. Die Zeit
bis zur Busabfahrt geht nur langsam um. Am Busbahnhof treffen wir auf bekannte
Gesichter, Patagonien erstreckt sich zwar über tausende Quadratkilometer, doch
irgendwie trifft man immer wieder auf dieselben Touristen. Gegen Nachmittag
kommen wir dann in El Calafate an, scheinbar belebter als El Chaltén, zumindest
tummeln sich hier auf der Hauptstraße viele Familien und Backpacker. Wir
streunen etwas ziellos durch das Städtchen, stolpern in jedes zweite
Souvenir-Geschäft, in denen sich die meisten Dinge wiederholen. Doch
gleichzeitig springt uns die Kreativität der Argentinier entgegen, was den
unnötigen Kram anbelangt, irgendwie ist alles bunter, ausgetüftelter:
Lavendelhausschuhe zum Erwärmen, faltbare, neonfarbene Mate-Gefäße, aufwendig
geklebte Postkarten. In Argentinien darf natürlich auch ein ordentliches
Rindersteak nicht fehlen, nicht für mich, sondern für Max. Ich begnüge mich mit
echt argentinischer Pizza und einer Pinguinkaraffe voll Wein.
Die
Reise zurück nach Chile ist lang, nach einem Frühstück mit schwarz gefärbtem
Wasser und Zuckeraufstrich, der sich als Marmelade tarnt, laufen wir zum
Busbahnhof. Wie oft auf unserer Reise sind wir von Deutschen umgeben. Wir
fahren und fahren, die Landschaft zieht an uns vorbei, viel Veränderung lässt
sich nicht erkennen. Kurz vor dem Grenzübergang durchqueren wir ein kleines
Grubenarbeiterdorf, dessen Häuser wie von Wind und Sonne abgewetzt dastehen.
Das Ausreisen raubt viel Zeit, wir sind schließlich mit einem ganzen Reisebus
unterwegs, doch noch länger dauert die Einreise nach Chile, ein paar Kilometer
weiter. da das Gepäck ausgeladen und durch den Zoll muss. Max’ Salami bleibt
leider in Argentinien, die darf nicht mit nach Chile. Nach einer unendlich
langen Fahrt kommen wir in Puerto Natales an, lassen uns dort am Seeufer noch
einmal den patagonischen Wind um die Nase wehen, essen ein Calafate-Eis und
fahren dann weiter nach Punta Arenas. Auf dem Weg dorthin zeichnet die
Abendsonne skurrile Kontraste in die gräsergüldenen Hügel, in denen sich
Tarnschafe verstecken und das Wasserblau unglaublich tiefgründig erscheint.
Auch
wenn wir ins Flugzeug steigen, unsere Reise ist noch nicht zu Ende. Wir nehmen
zwar Abschied vom rauen Ende der Welt, aber Patagonien verlassen wir noch nicht
wirklich. Wir steigen am Zwischenstopp in Puerto Montt aus, wo uns tiefhängende
Wolken in Empfang nehmen. Bloß schnell weg hier. Ancud auf der Insel Chiloé ist
unser nächstes Ziel. Bei Pargua fährt der Bus auf die hauseigene, knallgelbe
Fähre und wir setzen über. Mittlerweile ist der Himmel aufgeklart und wir
stürmen die Reling, oder der Wind uns? An Land grinst uns dann noch ein kleiner
Seelöwe entgegen und kurze Zeit später landen wir dann im Fischerdorf Ancud,
früher Haupthafen für Spanier, Niederländer und Briten. Unser Hostel liegt
direkt am Meer, die Sonne, ganz ungewöhnlich für das Inselwetter, lockt uns in
die kleinen, teils steil ansteigenden oder wahlweise abfallenden Straßen, die
gesäumt von kleinen, bunten, mit Holzschindeln gedeckten und verkleideten
Häuschen Kurven schlagen. Auch hier bestimmt der Wind die Höhe der Häuser. Hoch
oben auf der Anhöhe stehen noch die Überreste einer Festung, während im Zentrum
ein kleines Fischerlokal mit ausschließlich männlicher Besatzung Meeresgetier
und andere Leckereien kredenzt, darunter auch curanto, ein lokaler
Muschel-Fleisch-Kartoffel-Eintopf, ursprünglich in der Erde mit heißen Steinen
gegart, an den ich mich leider aufgrund des Fleisches nicht herantraue.
Ich gehe
früh ins Bett, da es mir erstens nicht sonderlich gut geht, irgendwo habe ich
mir eine kleine, fiese Erkältung eingefangen, und zweitens der Wecker morgen um
5 Uhr klingen wird. Zusammen mit Janina und Jürgen aus München nehmen wir den
ersten Bus um 6.45 Uhr nach Pumillahue, von dort aus wollen wir zu den Islotes
de Puñihuil, auf denen Magellan- und Humboldt-Pinguine hausen und um die herum
zu dieser Jahreszeit auch Blauwale kalben. Noch ist es finstere Nacht und man
könnte meinen, wir seien die einzigen Menschen auf dieser Welt, nur unsere
Stimmen verdrängen Nacht und Müdigkeit. Der Busbahnhof „Mar Brava“ liegt
stockdunkel vor uns, so recht trauen wir dem Ganzen noch nicht. Aber pünktlich
werden die Lichter eines Busses angeschmissen, der auf uns zurattert. Recht
schnell zeichnen sich die haushohen Büsche gegen den frühmorgendlichen Himmel
ab. Innerhalb von 40 Minuten ist es hell und wir stehen auf der Straße,
eigentlich sind es noch zwei Kilometer Fußmarsch bis zum Strand, doch weit
kommen wir nicht. Ein anderer Bus hält neben uns und der Fahrer chauffiert uns
kostenlos bis auf den Strand. Drei Stunden müssen wir noch warten, bis die
ersten Fischerboote rausfahren.
| Wilde Farben und Formen an der Westküste Chiloés |
Es zieht sich zu, wird ungemütlich feucht. Wir
stellen uns unter, nach einiger Zeit kommt ein olivfarbener VW-Bus auf den
Strand gefahren, ein Pärchen steigt aus, ebenfalls deutschsprachig, sie wollen
Wale sehen. Doch ihr angehauener Fischer mit wettergegerbtem Gesicht meint, der
Wellengang sei zu stark und das Wetter zu schlecht, als dass die Wale an die
Oberfläche kommen würden. Über unseren Köpfen tut sich langsam etwas, das erste
Restaurant öffnet. Da freuen wir usn sogar über heißen Instant-Milchkaffee.
Langsam kommt die Sonne raus. Aus den angepeilten 10.30 Uhr wird schnell 11.45
Uhr, so ist das hier mit der chilenischen Zeitmessung nunmal. Auf einem
aberwitzigen Gestellt werden wir zur Titanic III gefahren, die bereits in den
Wellen schaukelt. Nach ein paar Startschwierigkeiten steuern wir die kleinen,
vorgelagerten Inselchen an, sehen die noch verbliebenen Pinguine, tollpatschige
Gänse, die aufgrund ihrer Statur nicht fliegen können, einen Fischotter, der
schnellstmöglich verschwindet, posierende Kormorane und einen faulenzenden
Seelöwen. Wieder zurück an Land überlegen wir eine Weile, der einzige Bus würde
erst um 16.30 Uhr zurückfahren. Wir sprechen ein paar der Touristen an, bis uns
ein frisch vermähltes Pärchen auf Hochzeitsreise uns mitnimmt, zwar nicht bis
nach Ancud, aber immerhin bis zur letzten großen Kreuzung. Vergeblich versuchen
wir, jemanden dazu zu bewegen, uns mitzunehmen, also wandern wir und wandern
wir, naschen Brombeeren am Straßenrand. Ganz unverhofft hält ein Jeep neben
uns, dessen Fahrer uns auf der Ladefläche bis vors Hostel fährt. Nach einer
kurzen Pause im Wohnzimmer mit Meeresblick bessern wir unser Geschichtswissen
noch im Regionalmuseum auf und fahren dann weiter nach Castro, an der Ostküste
der mystischen Insel. Dort ist es auf den ersten Blick vorbei mit der
Gemütlichkeit, großes Gedränge, viele Menschen. Aber in unserem Hostel geht es
glücklicherweise sehr viel ruhiger zu. Es steht auf Stelzen wie viele der
Häuser hier. Es ist klein und holzig-warm, im Ofen brennen Holzscheide, die
Decken sind niedrig, wie für uns gemacht. Die Betten sind mit Daunendecken
ausstaffiert und zusätzlich gibt es noch eine Wolldecke, der man die
Genügsamkeit der Schafe noch ansehen kann. Ein kleiner Abendspaziergang und
dann schlafen. Ich weiß nicht, ob meine Müdigkeit von der Erkältung herrührt
oder ob es nicht vielmehr eine sich langsam einstellende Reisemüdigkeit ist.
Das
Frühstück mit Blick auf das schwindende Meer gibt mir ein bisschen Kraft, wir
fahren mit dem Bus nach Curaco de Vélez, eine winzige Ortschaft, in der eine
der berühmten Holzkirchen steht, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbe ist.
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| Kirche von Curaco de Vélez |
Leider
ist sie verschlossen und auch sonst ist es in dem beschaulichen Dorf sehr
ruhig, die touristische Hauptsaison ist vorbei und selbst das Austernrestaurant
hat geschlossen. Schade. Wir steigen in den nächsten Bus, der uns bis nach
Achao bringt, hier steht die älteste Holzkirche von Chiloé. Ansonsten
plätschert das Leben hier sehr gemütlich vor sich hin. Erst auf dem Rückweg in
Dalcahue sehen wir mehr als drei Menschen zusammen stehen. In einem auf
Holzstelzen über dem Wasser schwebenden Restaurant kochen die hiesigen Frauen
deftige Mahlzeiten, frischer Lachs kommt auf meinen Teller. So lässt es sich
leben. Doch mein Kopf summt immer stärker, ich sehne mich nach einem warmen
Bett. Noch einmal mit Meeresgarten frühstücken, noch einmal die steilen Straßen
nach oben wandern, unser heutiges Ziel liegt außerhalb des Stadtzentrums, wir
laufen und laufen, glauben schon fast nicht mehr daran und doch das Museum für
Moderne Kunst gibt es wirklich. Lokale Künstler haben hier eine Plattform. Auch
Castro hat eine farbenfrohe Kirche, die wir von innen betrachten können, alles
sehr holzig. Generell ist Holz hier der Hauptrohstoff – man sieht ihn nicht nur
in der Architektur der Häuser, sondern riecht es auf den Straßen… Ein nettes
Fleckchen.




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