Samstag, 30. April 2011

Una hermana que nunca tenía

Eine kleine große gleiche Schwester


Sie heißt Maddalen. Das mit der Aussprache des Namens ist ein wenig schwierig, ungefähr so schwierig wie mein Nachname, egal ob in Deutschland oder hier in Kolumbien. Madda, Maya, Madlen… Jeder nennt sie anders. Und sie ist anders. Eine ganz besondere Person in meinem Leben. Wir haben uns vor mehr als anderthalb Jahren kennen gelernt, hier in Bogotá. Sie war für etwa zwei Monate hier. Oft haben wir uns nicht gesehen, aber gleich zu Beginn während einer Reise mit all den anderen damaligen Austauschstudenten nach Villa de Leyva herrschte eine gewisse Magie zwischen uns. Eine Anziehungskraft. Normalerweise mache ich mir nichts aus Sternzeichen und so, aber eventuell hängen unsere Geburtszahlen doch verstärkt zusammen, mehr als ich manchmal glauben will. Meine kleine Schwester ist nämlich gerade mal zwei Tage jünger als ich. (Und immer noch bin ich die älteste von allen.) Fische. Und Madda ist definitv ein Fisch, ein ganz bunter schillernder Regenbogenfisch. Nicht nur, weil sie genau wie ich das Wasser liebt, sondern auch wenn sie Anwältin ist, doch ziemlich verrückt ist. Ein bisschen durchgeknallt, extrovertiert. Eben wie ich, aber gleichzeitig auch ganz unterschiedlich.

Seit etwa zwei Wochen teilen wir uns das Zimmer (bald bekommt sie ihr eigenes). Als Madda nämlich in Guatemala für die UNO gearbeitet hat, kam ihr die grandiose Idee zurück nach Kolumbien zu kommen. Die Ansteckungsgefahr hier scheint groß zu sein. Eine Menge der Ausländer, die ich hier kennen gelernt habe, wollen wiederkommen. Und ich bin ja eigentlich auch das beste Beispiel dafür, dass man sich in ein Land wie Kolumbien verlieben kann. Madda kam also vor zwei Wochen aus Guatemala in Bogotá an. Das letzte Mal hatten wir uns im Sommer gesehen, als ich es in Deutschland nicht mehr ausgehalten habe und mich kurzerhand ins Flugzeug nach Barcelona setzte. Eine Woche Sommer und spanisches Lebensgefühl (was ich bis dahin noch nicht wirklich kannte, denn Spanien war für mich immer unbekanntes Terrain gewesen). Eine Woche Großstadt und Strand, eine Woche voll von ewig langen Gesprächen, unzähligen Salaten, spätem Essen, Freiluftkino, Gaudí, der Sagrada Familia (die zu dem Zeitpunkt noch nicht vom Papst geweiht)und vielem mehr. In dieser Woche hat sich die Bindung nur noch mehr gefestigt.

Und jetzt sind wir wieder vereint, in unserer alten Heimat, in diesem Land, von dem wir noch immer nicht genau wissen, warum wir es so lieb gewonnen haben. Warum der Schritt weg von Kolumbien unmöglich erscheint. Ich auf jeden Fall will bleiben, erste Pläne brauen sich zusammen. Aber gut, erstmal genieße ich es eine europäische Seele an meiner Seite zu haben. Manchmal ist vieles einfacher, auch wenn wir aus noch immer sehr unterschiedlichen Kulturen kommen, so sind wir uns in vielen Bereichen doch sehr viel ähnlicher. Ich muss nicht erklären, warum ich etwas, wie mache, ich muss mich nicht rechtfertigen, ich muss nicht andauernd erzählen, wie es mir geht, was ich machen will, warum gerade Kolumbien. Ich kann mich einfach anstecken lassen von dieser Energie und Freude, die von Maddalen ausgeht. Ein Wirbelwind, auch wenn es gerade vielleicht nicht einfach ist, aber Schritt für Schritt finden wir unseren Weg und es ist grandios diesen Weg zumindest ein Stück weit, zusammen gehen zu können. Auch wenn ich die Einsamkeit sehr schätze, neben jemandem aufzuwachen hat auch seine Reize. Ähnliche Erfahrungen in ähnlichen Situationen zu sammeln, ähnliche Ansichten zu vertreten und im Grunde doch ganz verschieden sein.

Der Geruch nach spanischer Tortilla liegt noch immer in der Luft…

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