Mittwoch, 3. März 2010

Me volvió vieja…




Und schon zweiundzwanzig.

So schnell vergeht die Zeit, vor einiger Zeit noch schreiben gelernt, Noten auf Schönschrift bekommen und ein Fingerschnipsen, schon schreibt man so viel mehr am Computer, lässt den Rest der Welt am eigenen Leben teilnehmen. Ist aber in Ordnung, so wie es ist.

Keine große Party, auch kein Rosenmontagsumzug, aber ein bisschen feiern muss man die Schnapszahl ja nun doch. (Eine Lobpreisung an die deutsche Sprache: Sie ist die einzige, die so wundervolle Wörter wie „Schnapszahl“ besitzt; ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, glaube jedoch nicht daran.) Und das nicht bei Chips und Bier.
Nein, da wird eingekauft, gekocht, stundenlang gekocht und gebacken. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich Quiche mache… Und nicht nur eine, vier verschiedene. Und sie sind perfekt, allesamt. Dann Freitagabend noch zu Enrique, da in unserem Haushalt einfach nicht die notwendigen Utensilien vorhanden sind um das Mousse au chocolat herzustellen. Ein dunkles, ein helles. Das bedeutet Arbeit, viel Arbeit. Natürlich wird alles per Hand aufgeschlagen, Rührgeräte bestehen hier aus Schneebesen oder gar Gabeln. Wie gesagt, alles pure Handarbeit. Aber es lohnt sich.
Die Gäste kommen um zwei Uhr nachmittags und man mag es kaum glauben, der erste, der ankommt um Punkt zwei ist ein Kolumbianer, Nelson; Grafikdesigner.
Nach und nach findet auch der Rest den Weg zu unserer Wohnung. Was nicht unbedingt einfach ist. Wir wohnen im Subterrain. Und das Gebäude hat an die 200 Wohnungen oder mehr… Nina verläuft sich schon auf dem Weg hierher, sie muss ich auf der Straße aufgabeln. Eine bunt gemischte kleine Runde, viele Kolumbianer, zwei Deutsche und eine Französin. Fast alle Eingeladenen sind da. Und es wird nicht nur ein schöner Nachmittag, sondern ebenfalls ein schöner Abend und auch eine schöne Nacht. Der Wein reicht bis um vier Uhr morgens. Es wird gegessen, gelacht, gespielt, getanzt – gefeiert eben.


Stephanie, Franziska und Enrique


Luz


Prisca


Eduardo


Nina, Nelson und ich

Die Werwölfe von Düsterwald kommen ganz groß an, am Ende ist es immer Prisca, die vom Dorf als Werwolf bezichtigt wird. Twister im angetrunkenen Zustand ist der reinste Wahnsinn. Merengue und Salsa tanzen geht ja noch, aber Choque ist dann doch eher für den späteren Teil des Abends gedacht. Es wird gemalt, und noch mehr gelacht…

Am Sonntagmittag verschwindet auch der letzte Gast, dann geht’s ans Aufräumen, aber das ist glücklicherweise nicht so viel… Nur das helle Sofa hat ein paar Weinflecken abbekommen, aber selbst die kriegen wir weg. Mit genug Chemie geht eben doch alles.
Und dann ist es wieder ruhig.

Ziemlich ruhig. In diesen Tagen ist die Stadt wie ausgestorben, nun gut, nicht ganz. Aber es ist deutlich weniger los auf den Straßen. Es wird nämlich gestreikt. Im öffentlichen Nahverkehr. Die Busse fahren nicht, der Transmilenio funktioniert zwar noch, ist aber komplett überfordert mit den Menschenmassen. Nachmittags schließen die Geschäfte, Vorlesungen fallen aus und das schon seit drei Tagen. Ausnahmezustand. Wie sehr die meisten doch von den öffentlichen Verkehrsmitteln abhängig sind. Gut, dass ich alles zu Fuß erreichen kann und für alles weitere gibt es ja auch noch mein Fahrrad.

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