Von Morgen zu Morgen fällt mir das Aufstehen schwerer. Meine
Beine sind recht schwer vom vorherigen Tag und auch mein Kopf will noch nicht
so recht. Als letzte zusammen mit Víctor verlasse ich die Herberge. Der Hafen
von Luarca liegt morgenstill vor unserer Nase. Hinunter und am anderen Ende des
Ortes wieder hinauf. Víctor hat sich bereits warm gelaufen und düst davon. Es
ist schier unmöglich mit ihm Schritt zu halten. Aber das will ich auch gar
nicht. Von nun an werde ich wieder ganz alleine laufen.
Wenn alles gut läuft,
werde ich in zehn Tagen in Santiago de Compostela sein. Eigentlich hatte ich
Zahlen und das Zeitgefühl bereits aus meinem Gedächtnis gestrichen. Zeitfasten
wie Pascal so schön sagt. Es ist ganz gleich, welcher Tag, welche Tageszeit,
welcher Monat gerade ist. Es gibt weder Minuten, noch Stunden für mich. Auch
der Tag an sich hat kaum noch Bedeutung für mich. Der Zeitdruck hat sich
aufgelöst, mein Kopf dreht sich nicht mehr im Kreise um Ziffern, Zahlen, Daten.
Selbst die Kirchturmuhr schlägt stundenlos. Nur das Meer rauscht unaufhörlich
in ungleichem Takt.
Durch Wiesen und Wälder verläuft die heutige Etappe. Eine
provisorische Umleitung soll wohl eigentlich auf eine Straße führen, doch
plötzlich lande ich auf dem ursprünglichen Weg und stehe ganz unverhofft in
einer monströsen apokalyptischen Baulandschaft. Trotz des grauen Himmels beißt
mich das strahlende Weiß der meterhohen Kalksteinhügel. Der Autobahnausbau. Man
gut, dass Wochenende ist und hier heute niemand arbeitet. Ich dringe immer
weiter vor, Unsicherheit macht sich in mir breit. Plötzlich erschallt meine
Name in diesem Bauszenario. Ich bin nicht alleine. Miriam und Freddy stehen
neben mir. Gemeinsam stolpern wir voran anstatt umzukehren. Steil fällt die
Schotterpiste ab, wir glauben uns bereits verloren. Unten angekommen grinst uns
ein strahlender gelber Pfeil an der Leitplanke an und wir grinsen ebenso breit
zurück. Wir haben uns doch nicht verirrt.
Wieder bergauf begegnen wir einem Schmied, der gerade ein Pferd beschlägt. Vorsichtig an ihm vorbei, ich möchte ungern noch ein Pferdehuf im Gesicht spüren. Unsere kleine Gruppe verliert sich wieder aus den Augen, jeder läuft in seinem eigenen Tempo. Ich durchlaufe den Ort Navia, frage mich durch und werde ein wenig wild durch die Gegend geschickt. Meist sind die Markierungen in Ortschaften und besonders in großen Städten eher karg. Hinauf, Waldweg. Die durchwachsene Kälte vom Morgen ist der Mittagshitze gewichen. Drei ältere Herrschaft winken mich heran und laden mich ein neben ihnen auf der Bank Platz zu nehmen. Die Tochter, um die 50, und ihre Eltern wohnen schon seit Jahrzehnten hier oben, sehen täglich Pilger und freuen sich über ein Gespräch mit mir. Der ältere Herr, bestimmt um die 80, wird von den beiden Frauen losgeschickt, um mir kaltes Wasser, Kekse und auch noch eine Dose CocaCola aus dem Haus zu holen. Fast wollen sie mich gar nicht mehr gehen lassen. Dann kommt auch Pascal den Berg hinauf und wird ebenfalls auf die schattige Bank verfrachtet. Jetzt sind die drei froh, dass ich nun nicht mehr alleine laufen muss. Tatsächlich laufen wir den Rest der Etappe zusammen und philosophieren über die unterschiedlichen Pilgertypen, die uns bereits über den Jakobsweg gelaufen sind.
Wieder bergauf begegnen wir einem Schmied, der gerade ein Pferd beschlägt. Vorsichtig an ihm vorbei, ich möchte ungern noch ein Pferdehuf im Gesicht spüren. Unsere kleine Gruppe verliert sich wieder aus den Augen, jeder läuft in seinem eigenen Tempo. Ich durchlaufe den Ort Navia, frage mich durch und werde ein wenig wild durch die Gegend geschickt. Meist sind die Markierungen in Ortschaften und besonders in großen Städten eher karg. Hinauf, Waldweg. Die durchwachsene Kälte vom Morgen ist der Mittagshitze gewichen. Drei ältere Herrschaft winken mich heran und laden mich ein neben ihnen auf der Bank Platz zu nehmen. Die Tochter, um die 50, und ihre Eltern wohnen schon seit Jahrzehnten hier oben, sehen täglich Pilger und freuen sich über ein Gespräch mit mir. Der ältere Herr, bestimmt um die 80, wird von den beiden Frauen losgeschickt, um mir kaltes Wasser, Kekse und auch noch eine Dose CocaCola aus dem Haus zu holen. Fast wollen sie mich gar nicht mehr gehen lassen. Dann kommt auch Pascal den Berg hinauf und wird ebenfalls auf die schattige Bank verfrachtet. Jetzt sind die drei froh, dass ich nun nicht mehr alleine laufen muss. Tatsächlich laufen wir den Rest der Etappe zusammen und philosophieren über die unterschiedlichen Pilgertypen, die uns bereits über den Jakobsweg gelaufen sind.
In La Caridad sitze ich am Abend noch ganz alleine am Meer,
an einer kleinen, steinigen Bucht. Ich inhaliere die Meeresluft, die bald
fehlen wird, denn es geht ins Landesinnere. Wirklich weg von der Küste will ich
nicht. Santiago, ist das tatsächlich mein Ziel? Ich glaube nicht. Die Antworten
auf ungestellte Fragen sind nicht vorhanden. Neben dem frischen Meeresgeruch
liegt etwas Anderes in der Luft. Aufgewühlte Ruhe.
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