Die Sonne geht auf und taucht den
beginnenden Tag in zarte Pastelltöne. Anstatt die Schnellstraße zu nehmen,
entscheiden wir uns für einen alternativen Wanderweg an der Steilküste
Asturiens. Zuvor noch ein Frühstück in einem einstündig entfernten Marsch
gelegenen Ort. Dann ruft das Meer aus den Bufónes de Arenillas. Aus dem
löchrigen Kalkgestein schießen bei rauer See riesige Fontänen in den Himmel,
heute, da das Meer spiegelglatt ist, hören wir nur einen ominösen rauchigen
Ton. Den Ziegen scheint es zu gefallen, mir auch. Am liebsten würde ich den
ganzen Tag an der Klippe sitzen bleiben und aufs Meer starren.
Weiter, weiter, Kilometer für
Kilometer, ab und an merke ich mein Schienbein, doch es wird besser. Der
Wanderweg ist sicherlich tausend Mal besser als die Schnellstraße. Auch wenn es
schon lange nicht mehr so grün wie zu Beginn meines Weges ist. Alles ist
irgendwie verblasst. Mein Wasser geht zur Neige, kein Brunnen auf der Strecke. Erst in einem kleinen Ort etliche Kilometer weiter schießt kaltes klares Wasser
aus einem Pilgerbrunnen. Auch hier würde ich gern verweilen. Doch wir müssen
hinauf nach Andrín. Vom Pass aus haben wir eine wunderschöne Aussicht auf
malerische Strände. Aber eben nur eine Aussicht. Der Weg endet hier noch nicht,
nicht für uns. Wir machen in einem kleinen Park Pause und fragen uns, wann wir
wohl nach Llanes kommen werden. Etwa hundert Meter weiter von unserem Rastplatz
treffen wir auf das Ortseingangsschild. Die ersten vereinsamten, verwilderten Villen hinter
meterhohen Zäunen säumen die Straßen. Ist es vielleicht doch ein Horrorfilm?
Die Stadt an sich, oft zu
Filmzwecken genutzt, hat viele alte Fassaden, ist hübsch. Doch das interessiert
mich kaum. Die Herberge an der FEVE-Station ist bereits überfüllt, das bedeutet
wir müssen weiter. Noch etwa zwei Kilometer bis nach Poo de Llanes, eine halbe
Stunde noch. Die Herberge liegt 500 Meter von einem kleinen Strand entfernt.
Der Supermarkt des wirklich winzigen Örtchens hat nicht viel zu bieten und wir
haben usn so sehr auf tortillas zum frischen Salat eingeschossen, dass Juan
Carlos tatsächlich noch einmal zurück nach Llanes läuft. Derweil kümmere ich
mich um die Wäsche und liege dann im Garten unter Feigenbäumen platt wie eine
Flunder. Viele Deutsche sind in der Herberge.
Abends schnippeln wir unsere
Einkäufe zu einem riesigen Salat zusammen, erwärmen die tortilla und ich
schütte vor lauter Erschöpfung Juan Carlos den Wein auf die Hose. Als die Sonne
bereits untergeht und viele der Pilger sich ins Bett begeben, laufen wir zum Strand. Eine Familie sucht mit Taschenlampen bewaffnet an den Klippen nach
Krebsen, wir sitzen da und bohren unsere Füße in den Sand, lassen uns nach
hinten fallen und starren in den Himmel. Erst als eine Horde Jugendlicher den
Strand für ihr heimliches Besäufnis
erwählt, bequemen wir uns zurück zur Herberge.
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